Mittwoch, 13. Mai 2015

Spaziergang an der Radbuza


Grenzen überbrücken

Heute war ich mit Šárka spazieren. Ihre Rauhaardackelhündin Topinka und mein Promenadenmischling Zampa verstanden sich auf Anhieb gut. Und auch Šárka und ich verstanden uns gut.




Šárka Krtková ist eine 35jährige, hübsche Pragerin, die in Chemnitz „Europäische Integration“ (sprich: Politikwissenschaft) studiert und ihren Bachelorabschluss dann in Germanistik und Russistik in Pilsen gemacht hat. Seit einigen Monaten kümmert sie sich für die Kulturhauptstadt Pilsen 2015 um grenzüberschreitende Projekte – wobei die Grenze in diesem Fall die zwischen Westböhmen und Bayern ist. Eine Grenze, so habe ich den Eindruck, die immer weniger besteht. Sie erzählt, in sehr gutem, schön tschechisch gefärbtem Deutsch, mit Begeisterung von dem Vielen, was sich auf diesem Gebiet tut: die erfolgreichen Bayerischen Kulturtage, die im April über die Bühne gegangen sind, der Austausch von Kunstschülern („In der Kunst werden Sprachbarrieren leichter überwunden“), deutsch-tschechische Sommercamps mit Sprachanimation und viele andere Initiativen. 


Von der Papierfabrik zur Kulturfabrik an der Radbuza: In Pilsen gärt es.


Wassersport auf der Radbuza, eine Leidenschaft der Pilsner

Wir gingen lange an der Radbuza (Aussprache: Radbusa) spazieren, diesem Fluss mit dem wunderschönen Namen, der nach verzauberten Mädchen und Wasserfeen klingt und den die Pilsner (geschweige denn die Touristen) bis vor Kurzem kaum wahrgenommen hatten. Wie sich die Einheimischen auch kaum bewusst sind, dass sie in einer Vier-Flüsse-Stadt leben. Von Westen her schlängelt sich die Mže heran, aus dem Süden Radbuza, Úslava und Úhlava. Und wo Mže und Radbuza sich treffen, verlieren sie ihre Namen und werden zum fünften Fluss Pilsens: zur Berounka, die über Moldau und Elbe in die Nordsee entwässert. Pilsen und Hamburg durch das Wasser verbunden. Und durch das Bier, das in beiden Städten, Hochburgen des Bierbrauens, seit Jahrhunderten aus hoffentlich gutem Wasser gewonnen wird.

Pardon, Šárka, ich bin jetzt ein bisschen vom Thema der grenzüberschreitenden Projekte, das dir zu Recht so am Herzen liegt, abgekommen. Aber in die Radbuza bin ich verliebt und werde ein anderes Mal noch von ihr erzählen. Und das Bier musste ich ja irgendwann einmal erwähnen. Schließlich ist und bleibt Pilsen – trotz aller kulturellen Fermente und Gärungsprozesse (um es mit Brauausdrücken zu sagen), die es als Europäische Kulturhauptstadt auf die Beine bringt – doch „die“ Stadt des Biers.


Auch die traditionsreiche städtische Badeanstalt, die demnächst eröffnet, wird zur Kleinkunstbühne.



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