Montag, 13. April 2015

Endlich angekommen

 
Glückbringende Engelsköpfchen

Zur Sicherheit habe ich sie alle angegriffen, die 29 vergoldeten Köpfe der Schutzengelchen, die mich vom Gitter an der Grablegungsszene an der Ostseite der Pilsner Bartholomäuskirche anschauten: lieblich lächelnd die einen, ernst und gravitätisch wie romanische Ministatuen die anderen, skeptisch und nachdenklich die dritten, als wüssten sie meine geheimsten Gedanken zu lesen. Und ich war nicht die Einzige, die mit dem Engelchen-Anfassen etwas Glück zu ergattern suchte. Einer der kleinen Köpfe ist vom vielen Angreifen schon ohne Goldfarbe. So viele Bittsteller gibt es. Nicht nur in Pilsen.

Drei der 29 Engelsköpfchen an der Bartholomäuskirche


Ich bin also angekommen. Endlich. Glücklich, aber nicht ganz reibungslos. Ein paar Dinge sind noch zu regeln, bevor ich ernstlich an die Arbeit gehen kann. Zum Schreiben und Recherchieren bin ich noch nicht recht gekommen, zum Fotografieren schon. Daher hier als erste Eindrücke einige Fotos.

Der erste Rundgang, noch am Ankunftsabend, war natürlich zur Náměstí Republiky, dem breiten, weiten Ring im Herzen der Altstadt.


Die Bartholomäuskirche auf der Náměstí Republiky in Pilsen bei Nacht


Dann kamen Rund- und Quergänge, immer wieder um und über den Hauptplatz mit seinen faszinierenden Häuserfassaden aus mehreren Jahrhunderten, der Pestsäule und seinen drei hochmodernen goldenen Brunnen…

Bewegte Häuserfassaden am Ring

Die Pestsäule aus dem 17. Jahrhundert

Einer der hochmodernen drei goldenen Brunnen am Ring


... auch die 293 (oder sind es 298?) Stufen zur Aussichtsterrasse der Bartholomäus-Kathedrale hinauf ...

Blick vom 103 m hohen Glockenturm der Bartholomäuskirche auf das Rathaus (links)

... und über den Stadtplatz hinaus zur Großen Synagoge ...

Die Große Synagoge 

... zum alten Stadttheater ...

Das Stadttheater (hier der Eingangsportikus) trägt den Namen des in Pilsen gestorbenen tschechischen Dramatikers Josef Kajetán Tyl (1808–1865).
... und zum Neuen Theater

Das Nové divadlo wurde im Herbst 2014 eröffnet.


... und zu den Grünanlagen an der Pallova mit den bunten Fantasiekreaturen zur Freude von Kindern (und Erwachsenen).



Auch ein paar Begegnungen habe ich schon gemacht:

mit Helmut Winter, einem Pilsendeutschen, der mir gleich beim ersten Mittagessen in der traditionsreichen Gastwirtschaft U Salzmannů Bier (was sonst schon!) trinkend gegenübersaß und mir in nächster Zeit mehr über sich und die Deutschen in Pilsen und Umgebung erzählen wird,

Helmut Winter in der Gaststätte U Salzmannu

mit einem Roma-Straßenmusikanten, mit dem ich mich auf Romanes recht gut verständigen konnte.

Ein rumänischer Roma-Musiker in der Pilsner Altstadt

Wie unendlich viel wird hier in Pilsen, meiner Heimstätte für die kommenden fünf Monate, auf mich zukommen! Und ich fühle mich schon fast wie zu Hause. Bald werde ich mein Lieblingscafé finden, wie bei Jolanda und Artan im heimatlichen Pergine Valsugana. Zum espresso am Vormittag und zum turek am Nachmittag. Auch mit dem Autofahren in der Innenstadt mit den verwirrenden Einbahnstraßen komme ich gut zurecht. Da noch viel gebaut und verschönert wird (hoffentlich rechtzeitig zur Ankunft der Touristenströme, die Plzeň sich als Evropské hlavní město kultury 2015 erwartet), darf man hier und da ein Verbotsschild übersehen, ohne dass die PolizistInnen einem gleich nachpfeifen. Auch das gehört zu den Freundlichkeiten der diesjährigen Kulturhauptstadt Europas.


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