Von barocken und anderen Schönheiten
Ein Highlight des unglaublich reichen Veranstaltungskalenders der Europäischen Kulturhauptstadt Pilsen ist das Programm „Neun Wochen Barock“.
Kirchen und Klöster, Burgen und Schlösser, abgelegene Dörfer und viel besuchte
Städte sind die Szenarien eines Mammutprojekts, das Ende Juni angelaufen ist
und am 30. August zu Ende geht. Natürlich ist dabei viel barocke Musik zu
hören, aufgeführt von auch international bekannten Musikern, Ensembles und Orchestern,
barocke Feste werden zu Augen- und Ohrenweide, Experten halten informative
Vorträge.
Zu einem Drittel ist dieses Barockfestival, das jede Woche in
einem anderen Bezirk abläuft, nun schon über die Bühne gegangen.
In der ersten Woche konnten die Besucher die Nepomuk-Kirche in Nové
Mitrovice entdecken,
Blick in den barocken Innenraum der Nepomuk-Kirche in Nové Mitrovice |
in der zweiten Woche das Gebiet um die faszinierende, vieltürmige Stadt Klatovy,
die vom Jesuitenbarock geprägt wird,
in der dritten Woche die Gegend um Stod, Dobřany und Přeštice.
Auch der Entwurf zur Mariä-Himmelfahrts-Kirche in Přeštice stammt von Kilian Ignaz Dientzenhofer. |
In der jetzt kommenden, vierten Woche werde ich selbst das Barockfestival intensiver
verfolgen:
im verfallenen Dorf Výškovice
Die Kapelle in Výškovice hat Kriege und Vertreibungsfolgen in nicht gerade gutem Zustand überstanden. |
im Kloster Kladruby
Die Fassade der Klosterkirche in Kladruby, geschaffen von Johann Blasius Santini-Aichl, Angehöriger einer aus Oberitalien nach Böhmen zugewanderten Steinmetzfamilie |
und vor allem in Planá, wo die auch vom Deutschen Kulturforum östliches Europa
mehrmals engagierte, bekannte tschechische Cembalistin und Organistin Alena Hönigová spielen wird (ich werde sie noch präsentieren).
Und das reiche Programm geht mit Überraschungen
und Wiederentdeckungen weiter. „Barock mit allen Sinnen erleben“ ist – wie die Kuratorin
Kateřina Melenová in einem kürzlichen Interview mit Annette Kraus für Radio
Prag unterstrichen hat – das Motto des Festivals, das mit mehr als 120
Veranstaltungen in rund 60 Orten gastiert. Denn Westböhmen besitzt Bauten
und Kulturstätten von Weltrang. Sie waren durch die politischen Verhältnisse in
Vergessenheit geraten, „revanchieren“ sich aber jetzt gebührend und treten in neuem Glanz
auf den Plan. Im Bereich der Denkmalpflege hat Tschechien in den letzten Jahren
und Jahrzehnten unglaublich viel aufgeholt. Vieles ist getan worden, vieles wird getan und vieles
bleibt zu tun. So werden Restauratorinnen wie Marcela Sloupová, die an der
(natürlich barocken) Pestsäule auf dem Hauptplatz von Starý Plzenec tätig ist, nicht so
bald arbeitslos werden.
Die Restauratorin Marcela Sloupová an der Pestsäule in Starý Plzenec |
Als Ergänzung zu den architektonischen Barockschönheiten möchte ich – zur
Aufheiterung der Gemüter vor allem meiner männlichen Leser – zwei lebende tschechische
Schönheiten anfügen, denen ich in Pilsen begegnet bin.
Lenka, aus Prag ins Pilsner Land gezogen, ist im Theater- und Musikbereich tätig. |
Eine namenlose Schöne im „Inkognito“ in Pilsen (ich habe vergessen, sie nach ihrem Namen zu fragen) |
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen